Sie segeln mit einer Ladung Sleeper (Schwellen) von Danzig nach London verlieren in der Nordsee durch westliche Stürme Decksladung, erhalten Beschädigungen an den Booten, der Schanzkleidung und Reglingstützen und sind gezwungen mit einem letzten Schiff in Cuxhafen einzulaufen; statten Sie Ihrem Rheder über dem Verlauf der Reise die gehabten Beschädigungen an Schiff und Ladung über Ihr Verhalten in Cuxhafen etc. ausführlichen Bericht ab.
Herrn N. in D.E.w. Wohlgeboren erlaube ich mir den auf meiner Reise gehabte Unfall ergebenst anzuzeigen. Wie Ihnen bekannt, passirte ich am dritten d.M. Helsingör. Mit gutem Wetter und günstigem Winde segelte ich bis Doggerbank, wo der Wind dann flau durch Nord nach West ging; am 9ten blieb der Wind NW sehr unbeständig, am 10ten Morgens ging er nach West und begann heftig zu wehen, so daß das Schiff vor dem dicht gerefften Großmarssegel an den Wind lag, die Stärke des Windes nahm jedoch noch immer zu und die See lief in Folge dessen sehr schwer, worin das Schiff furchtbar wrakte. Den 10ten abds. II Uhr erhielt ich zwei Sturzseen gleich aufeinander, die erste machte die Deckslast los und noch in gleich einen Theil derselben über Bord, die zweite nahm den Rest der Deckslast, zerschlug die Boote und raffte fast die ganze Verschanzung weg; von der Schanzkleidung ist an beiden Seiten von vorn bis hinten wenig geblieben; an B.B. Seite ist die Regling vom Fock bis Großwant und vier Regling-Stützen in derselben Entfernung weg geschlagen; an der St.B. Seite wurde fast die ganze Regling, so wie noch fünfzehn Reglin-Stützen von der Deckslast weggenommen. Das Schiff wurde in Folge dessen bedeutend leck, die Pumpen wurden gleich bemannt, die erhaltenen Leckagen welche entdeckt werden konnten, lies ich gleich so gut als möglich dicht machen.
Da nun der Wind beständig anhielt und noch mehr an Stärke zu nahm, außerdem das Schiff so sehr leckte, daß die Pumpen fortwährend gehen mußten und daß Schiff kaum lenz zu halten war, so sah ich mich, da die Mannschaft auch schon erschöpft war am 11ten Mittags genöthigt, um Schiff und Ladung vom gänzlichen Untergange zu retten, nach Cuxhafen abzuhalten, wo selbst ich am 12ten Nachmittags soweit glücklich ein gebracht wurde. Nachdem das Schiff einklarirt war, habe ich gleich am selbigen Tage Protest erhoben über den gehabten Unfall, worin ich eine Besichtigungscommission beanspruchte selbige kam auch am heutigen Tage an Bord das Schiff zu besichtigen, und hat den Schaden vorläufig auf 4000 rt fest gesetzt, und da das Schiff noch so leckt, daß die Pumpen beständig gehen müssen, so hat sie auch beschlossen die Ladung zu löschen und das Schiff das Schiff nach zu sehen. Mit dem Löschen der Ladung werde ich morgen beginnen und in den nächsten Tagen auch Verklarung machen.
(Anmerkung des Kontrolleurs - Wo Geld hernehmen?)
Ihr werthes Schreiben über fernere Verhaltungsmaßregeln entgegensehend zeichnet sich Achtungsvoll und ergebenst - Cuxhafen d. 13ten November 1869 N.N.